Pernerstorfergasse 12, Wien (Wien)
info@planet10wien.at

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Beschreibung des Projekts
Der Kulturverein Planet 10 ist ein offenes Community-Zentrum und gleichzeitig ein selbstverwaltetes Wohnprojekt für Menschen, die aufgrund struktureller Rassismus besonders stark vom Wohnungsmarkt ausgeschlossen sind.
Aktuell bietet Planet 10 Platz in vier Wohnungen – doch das Projekt wächst! Das Kollektiv, das Haus und Zentrum gemeinsam organisiert, arbeitet mit dem Architekturbüro Gabu Heindl an einem umfassenden Ausbau: Der "Planet" soll saniert und aufgestockt werden, um künftig rund 20 Wohnungen für neu ankommende Menschen in Wien bereitzustellen.
Die Finanzierung dieses solidarischen Wohnraums erfolgt über Spenden und Direktkredite – gemeinschaftlich, unabhängig und zukunftsweisend.
Was sind eure Grundprinzipien?
Planet 10 ist einer der wenigen Orte in Wien, an dem es barrierefreie Räume gibt.
Hier werden Räume geschaffen, die wirklich für alle zugänglich sind – unabhängig von körperlichen Voraussetzungen, Herkunft, Aufenthaltsstatus oder Einkommen. Die Nutzung ist kostenlos, unbürokratisch und bewusst niederschwellig gestaltet, damit niemand ausgeschlossen wird.
Ob für politische Treffen, Workshops, Ausstellungen, Selbsthilfegruppen oder Community-Events – Planet 10 öffnet seine Türen solidarisch und ohne Profitinteresse.
In einer Stadt, in der selbst grundlegender Zugang zum Raum zunehmend zur Frage von Geld, Beziehungen oder Papieren wird, bleibt Planet 10 ein widerständiger Ort, der zeigt: Ein anderes Miteinander ist möglich – praktisch, konkret und hier.
Inwiefern seid ihr ein Freiraum?
Das Haus wurde gekauft mit umverteiltem Geld und Direktkrediten von befreundeten Personen. Die Mieten derer, die im ersten Stock wohnen, werden zur Rückzahlung dieser (weitgehend zinslosen) Direktkredite verwendet. Alles andere, was der Planet braucht für laufende Zahlungen, Reparaturen, Renovierung und Veranstaltungen, soll über Umverteilung und Spenden derer, die das Haus nutzen und derer, die Planet 10 unterstützen wollen und können, abgedeckt werden.
Dazu gehört eine freie Preispolitik für Getränke und Essen und alles, was angeboten wird und was es gibt. Der Planet ist kein Selbstbedienungsladen und kein Projekt reicher Leute, die sich nebenbei ein Haus leisten. Planet 10 hat die Vision, dass Umverteilung möglich und notwendig ist und Spaß macht. Deswegen sind die Menschen eingeladen zu bezahlen, was sie wollen und sich leisten können.
Wie schafft ihr solidarische Strukturen?
Planet 10 ist ein Projekt zur Umverteilung von Privilegien (wie Besitz von oder Zugang zu Geld, Jobs, Wohnraum, Platz…) und zur partizipativen Nutzung und Gestaltung des Hauses und der Aktivitäten im Haus. Durch Umverteilung konnte das Haus gekauft werden und die Räume für alle benutzbar sein.Voraussetzung dafür ist, dass der Umverteilungsgedanke tägliche Praxis bleibt, das heißt wir bitten alle, die etwas auf dem Planeten veranstalten oder den Planeten besuchen und umverteilen können, das auch zu tun, sei es in form von Geld oder nötigem Material, von Mitarbeit oder was immer euch einfällt.
Status
wir bauen gerade (seit 2010)
Projektgruppe
20 Personen (Stand Mai 2025)
Das Planet-Kollektiv besteht aus rund 20 Menschen – sowohl Bewohner*innen des Hauses als auch Personen, die nicht dort wohnen.
Gemeinsam organisieren sie die politische, kulturelle und strukturelle Arbeit von Planet 10 in verschiedenen Arbeitsgruppen. Diese Gruppen beschäftigen sich regelmäßig mit Themen wie Raumkoordination, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit oder Bauplanung.
Das Kollektiv ist offen für neue Menschen, die sich engagieren und solidarisch einbringen möchten. Mitgestalten ist ausdrücklich erwünscht – denn Planet 10 lebt von kollektiver Verantwortung und gemeinsamer Praxis.
Rechtliche Struktur
Dachorganisation: habiTAT
Planet 10 ist als gemeinnütziger Verein organisiert, der die inhaltliche Arbeit und die Nutzung der Räume koordiniert. Darüber hinaus ist das Projekt über eine GmbH rechtlich in das solidarische Wohnmodell von Habitat eingebunden.
Diese Struktur ermöglicht eine langfristige Absicherung des Hauses als kollektives Eigentum und schützt es vor Spekulation. Durch die Einbindung in Habitat – Verein für selbstorganisiertes und solidarisches Wohnen wird Planet 10 Teil eines größeren Netzwerks von Projekten, die sich für selbstverwaltetes, leistbares und diskriminierungsfreies Wohnen einsetzen.
Finanzierung
Art der Finanzierung: Direktkredite
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Die Grundlage bildet seit 2015 das Alternativ-Finanzierungsgesetz. Darin werden gesetzliche Anforderungen definiert, die Projekte erfüllen müssen, wenn sie sich von Anleger:innen direkt Geld ausborgen wollen. Wichtig ist vor allem die transparente Darstellung des Projektes und seiner Finanzierung. Konkrete Umsetzungen sind beispielsweise Nachrangdarlehen (wie bei habiTAT) oder der Vermögenspool.
Für Projekte, die an der Krötenwanderung teilnehmen, stellen wir informationen zur Verfügung, welche rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen.
Wir sind überzeugt, dass Alternativ-Finanzierungen Vorteile für alle Beteiligten bringen und dafür sorgen, dass die Beziehung zwischen einander Geld(aus)borgenden mehr auf Augenhöhe kommt. Das ist ein solidarischer Kontrast zum Finanzmarkt mit seiner Schieflage an Macht und dem Fokus aus Geld mehr Geld zu machen.
Vorteile für Anleger:innen: Du wirst nicht nur informiert, sondern kannst dein Geld und den Ort, den es möglich macht, direkt besuchen. Dem ausgeborgten Geld steht bei den meisten Projekten ein realer Gegenwert in Form von Grundstücken und Gebäuden gegenüber.
Vorteile für Projekte und deren Nutzer:innen: Teilhabe und Mitgestaltung ist nicht von finanziellen Vermögen abhängig und der Einfluss von Eigentumsstrukturen auf Entscheidungsprozesse stark reduziert. Das trägt zu geringeren Barrieren für Nutzer:innen bei: z.B.: niedrigere Mieten, keine Finanzierungsbeiträge (Genossenschaftsanteile). Die Auseinandersetzung mit Geld und Privilegien unterstützt den Diskurs über Solidarität.
Das Netzwerk an solidarisch finanzierten Orten soll wachsen. Alle Projekte sind willkommen, die unsere gemeinsamen Grundprinzipien teilen:
- Gemeinschaftlicher Besitz und Nutzung: Durch alternative Finanzierung ermöglichen wir kollektive Formen von Eigentum und Zugang.
- Geteilte Werte: Alle Projekte sind selbstorganisiert, demokratisch, nachhaltig und anti-diskriminatorisch.
- Solidarische Strukturen: Wir setzen uns aktiv mit solidarischen Beiträgen und dem Teilen von Privilegien auseinander.
- Gemeinnützige Freiräume: Unsere Projekte schaffen Räume, die für alle zugänglich sind und weniger ökonomische Hürden haben.
Ihr seid neugierig? Gerne erzählen wir euch mehr wie ihr mitmachen könnt. Schreibt uns an
mitmachen@kroetenwanderung.org
Alle Projekte haben unterschiedliche Vorkehrungen getroffen, um Risiken zu reduzieren. Diese werden in den Info-Materialien beschrieben und auch im persönlichen Austausch erklärt. Meistens stehen Grundstücke und Gebäude mit realem Gegenwert dem geborgten Geld gegenüber. Projekte im habiTAT prüfen ihre Finanzgebarung gegenseitig. Beim vermögenspool-finanzierten Projekt vertritt ein:e Treuhänder:in die Interessen der Anleger:innen.
Darüber hinaus gibt es grundsätzlich auch ein anderes Verständnis von "Sicherheit", die sich von Finanzmärkten unterscheidet: Vertrauen. Projektübergreifend leben wir davon, dass Menschen uns und unserem finanziellen Handeln vertrauen können. Scheitert ein Projekt, steht für uns alle viel auf dem Spiel.
Der einfachste Weg das Risiko zu reduzieren: Teile das Geld auf mehrere Projekte auf oder nutze zuätzlich andere Anlage-Alternativen.
Der Vermögenspool ist eine partizipative Finanzierungsform, die vom Rechtsanwalt Markus Distelberger entwickelt wurde. Dabei fließen die Beiträge von Menschen zusammen, um den Kauf von Grundstücken und Gebäuden, deren Errichtung oder Sanierung, sowie den Bau von Energieanlagen zu finanzieren.
Alle Beteiligten halten den Pool gemeinsam in Fluss. Beiträge können entnommen und neue Anleger:innen eingeladen werden – dadurch wird ein Vermögenskreislauf geschaffen. Ein:e Treuhänder:in verwaltet das Geld und sorgt für die Einhaltung der Verträge. Die Nutzer:innen sorgen dafür, die laufenden Kosten und die Instandhaltung zu finanzieren. Die wichtigen Punkte über den Vermögenspool:
- Vertrag klärt detailliert viele Eventualitäten (>10 Seiten)
- Kreislaufgedanke (Entschuldung nicht Ziel)
- Wertsicherung (=Zinsen an Inflation gekoppelt)
- Grundbücherliche Absicherung
- Einlagen dürfen realen Gegenwert nicht übersteigen (Gutachten von Sachverständigem notwendig
- mehr Bürokratie und höhere Kosten durch Treuhandschaft
- kombinierbar mit Bankkredit (dann ist Vermögenspool nachrangig)
→ Hier findest du mehr Informationen:
www.vermoegenspool.at
Commons und Commoning können neue Impulse für ein selbstbestimmtes & (für-)sorgendes Wirtschaften liefern. Silke Helfrich und David Boiler fassen dies am Beispiel des Miethäusersyndikats treffend zusammen: "Die Ebenen sind so verschachtelt, dass »mein« immer auch »unser« bedeutet und umgekehrt. […] Dies ist Ausdruck einer veränderten Einstellung zum Eigentum, in der es eher um »existentiellen Mit-Besitz« als um »absolute Verfügungsgewalt« geht." →
Was sind Commons?
Alternativ-Finanzierungen ermöglichen, dass Projekte sich Geld, unter klaren Rahmenbedingungen, direkt von Menschen ausborgen können. Am Weitesten verbreitet sind sogenannte qualifizierte Nachrangdarlehen - umgangssprachlich Direktkredite - sowie der Vermögenspool. Beide bringen Nutzer:innen und Geldgeber:innen mehr auf Augenhöhe und haben wichtige Gemeinsamkeiten. Wir sehen in Alternativ-Finanzierungen als einen Teil der Lösung um problematische Dynamiken unseres Finanzsystems zu transformieren:
- Klassischer Besitz schließt viele Menschen von Wohnraum, Land und Freiräumen aus. → Unser Zugang: Solidarische Finanzierung, bei der Nutzer:innen gleichberechtigt über ihre Orte entscheiden – unabhängig von ihrem Kapital und Eigentumsstrukturen.
- Auch nachhaltige Fonds fließt überwiegend in Konzerne mit dem Ziel Gewinn maximieren. Das kann zu beitragen Mietsteigerungen beitragen. → Unser Zugang: Bedürfnisorientierte Konditionen (z.B. wählbare Zinsen), die den Druck auf Immobilien mindern und leistbares Orte ermöglichen.
- Aus Geld soll Verbindung entstehen, nicht Ausgrenzung. → Unser Zugang: Geld und Zinsen fließen direkt zwischen Menschen und Projekten statt an Banken. Ein System auf Basis von Vertrauen, Solidarität und gemeinsamen Werten – nicht auf Rendite!
Große Banken und Finanzmärkte stehen in engem Zusammenhang mit vielen Krisen, die uns umgeben. Noch immer fließt Unmengen an Geld in fossile Energieträger, an Staaten die Menschenrechte verletzen, in die Rüstungsindustrie. Dass es Veränderung braucht, ist Konsens. Gerade bei Geld gibt es eine große Lücke zwischen unseren Werten und unseren Handlungen.
Du willst dich genauer informieren?
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- urgewald: macht die Finanzierung von Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzung durch Analysen sichtbar.
- Reclaim Finance macht Klima-Kampagnen auf internationalen Finanzmärkten mit viel Detailkenntnissen.
- Die Gemeinwohlakademie macht kritische Finanzbildung und versucht Geld gemeinsam zu verstehen.
- Der Global 2000 Banken-Check und BankTrack zeigen, was österreichische Banken finanzieren.
Mit der Krötenwanderung wollen wir hinter die Kulissen schauen und eine weitere Alternative hinzufügen.
habiTAT ist ein Solidarzusammenschluss der sich zur Aufgabe macht, selbstorganisierte, finanziell niederschwellige und sozialgebundene Mietshaus-Projekte in Österreich zu verwirklichen. Als rechtlich angemeldeter Verein – seit Jänner 2014 – arbeitet das habiTAT eng mit dem Mietshäuser Syndikat in Deutschland zusammen, dessen Modell auf die österreichische Rechtsordnung übertragen wurde.
Inklusion, Selbstverwaltung, Solidarität und die Idee des Nutzungseigentums durch Kapitalneutralisierung bilden das Fundament unseres habiTAT-Syndikats. Der Verein will damit günstigen sowie gesunden Wohnraum und Lebensqualität für alle schaffen. habiTAT fördert damit die Verbindung von Wohn-, Kultur- und Lebensraum unter einem Dach. Das Hinterfragen gegebener Strukturen und das selbstverantwortliche “tätig” werden, spiegelt ein Do-It-Yourself-Grundverständnis wider. Damit werden die Prinzipien von Konkurrenz und des unreflektierten Konsums in unserer Gesellschaft in Frage gestellt.
Hier findest du mehr Informationen:
https://habitat.servus.at/?page_id=110
Es gibt auch andere Alternativen Geld sinnvoll unterzubringen - das wollen wir euch nicht verheimlichen:
- Die Genossenschaft für Gemeinwohl bietet Finanzdienstleistungen der Geldwirtschaft für Gemeinwohl. Darunter fällt sowohl ein klassisches Konto - das Gemeinwohlkonto in Kooperation mit dem Raiffeisenbank Gunskirchen als auch eine Crowd-Funding Plattform für Gemeinwohl-Projekte.
- Auf der Crowd-Funding-Plattform Klimja findet ihr unterschiedliche ökologische und soziale Projekte mit einem Schwerpunkt auf erneuerbare Energie in Ländern des Südens.
- Schau dich in deiner Umgebung um: vielleicht findest du Bürger:innen-Beteilungen für Erneuerbare oder ähnliche Möglichkeiten dein Geld im direkten Umfeld anzulegen.
- In Deutschland und der Schweiz ist das Angebot an nachhaltigkeitsorientierten Banken größer (u.a. GLS Bank, Ethikbank, Triodos Bank, Umweltbank und Alternative Bank Schweiz)
Du fragt dich was ist der Unterschied zu anderen sinnvollen Anlageformen ist? Die Krötenwanderung konzentriert sich auf Projekte, bei denen der gemeinschaftliche Gedanke im Vordergrund steht: das heißt Selbstorganisation, demokratische Entscheidungsprozesse und kollektive Eigentumsformen. Wichtiger Bestandteil ist auch die Auseinandersetzung mit der Frage was Solidarität im gemeinsam Tun bedeutet und wie die Projekte als Freiräume zugänglich für viele Menschen sein können. --> Erfahren mehr bei welche Werte uns verbinden.
Bei Direktkrediten, eine vereinfachte Bezeichnung für den rechtlichen Begriff "qualifizierte Nachrangdarlehen", wird direkt zwischen Projekten und Geldgebenden ein simpler Vertrag abgeschlossen. Nachrang bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz zuerst Banken oder Kreditinstitute ausbezahlt werden. Bei den meisten Projekten steht mit Liegenschaften ein realer Wert den Krediten gegenüber.
In Österreich hat habiTAT die Idee und das Modell des Mietshäuser Syndikat aus Deutschland übernommen. Dabei spielen Nachrangdarlehen eine wichtige Rolle für die Finanzierung. Die Mieteinnahmen werden für den Erhalt des Hauses, die Tilgung der Kredite sowie einen projektübergreifenden Solidartopf verwendet. Die wichtigen Punkte über Nachrangdarlehen (Direktkredite) zusammengefasst:
- einfacher Vertrag (2 Seiten)
- Zinsen (häufig zwischen 0-2%)
- kaum Bürokratie und Kosten
- kombinierbar mit Bankkredit (Direktkredite = Eigenmittelanteil)
- größere Flexibilität bei Finanzierungsvolumen
- habiTAT: Wiederverkaufsverbot (Dekommodifizierung) und Solidaritätspot für neue Projekt
→ Mehr Informationen findet ihr unter:
https://habitat.servus.at/ .