Rappachgasse 26, Wien (Wien)

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Beschreibung des Projekts
Wir sind ein Zusammenschluss von Aktivist*innen mit einer klaren Vision: Langfristig abgesicherte und leistbare Räume für kreatives Arbeiten, sowie ein solidarisches, selbstverwaltetes und gemeinschaftliches Wohnen in Wien zu schaffen. Am ehemaligen Zirkustrainingsgelände wohnen und arbeiten 23 Personen, die gemeinsam Räume gestalten und für andere Nutzer*innen öffnen. Unsere Betriebe Creatives@Rappachgasse (CRAP) und Trainingszentrum Rappachgasse (TRAP) für zeitgenössischen Zirkus und Bewegungkunst bieten eine niederschwellige Plattform für Kultur, bildende und darstellende Kunst und politischen Austausch – in Wien-Simmering und darüber hinaus.
Was sind eure Grundprinzipien?
SchloR ist ein Ort, an dem Menschen gemeinsam Verantwortung übernehmen und Raum für ein solidarisches und selbstverwaltetes Leben schaffen. Organisiert als Verein, basiert SchloR auf der Selbstorganisation seiner Bewohner*innen und Nutzer*innen. Das bedeutet, dass wir Entscheidungen gemeinsam treffen, ob in den regelmäßigen Plena, kreativer Spielräume oder in der praktischen Gestaltung des Zusammenlebens. Nach dem Motto „nachhaltig Leben - nicht nur für Reiche“ stellen wir hochwertigen Wohn- und Kreativraum kostengünstig zur Verfügung. In Bezug auf die bauliche Ausgestaltung haben wir, wo sinnvoll, die alten Bestandsbauten des Geländes belassen und Sanierung und Neubauten auf Basis von Holz, Lehm und Stroh umgesetzt. Eine moderne Wärmepumpe, Photovoltaikanlage und die Nutzung von Regenwasser für Klos, Waschmaschinen und zum Gießen tragen zur Zukunftsfähigkeit von SchloR bei. Außerdem können sich die am Gelände tätigen Künstler*innen, Veranstalter*innen und Aktivist*innen darauf verlassen, dass der vorhandene Platz langfristig gesichert ist und ihnen dadurch nachhaltiges Arbeiten und Wirken ermöglicht wird.
Inwiefern seid ihr ein Freiraum?
Im Gegensatz zu herkömmlichen Genossenschaften erfordert unser Syndikats-Modell keine finanziellen Eigenmittel von Bewohner*innen und Nutzenden. Stattdessen werden die notwendigen Mittel über Direktkredite aufgebracht. Dadurch bleibt das Wohnen und Nutzen sozial niederschwellig und für Menschen mit unterschiedlichsten finanziellen Hintergründen zugänglich. Die externen Nutzer*innen zahlen – wie üblich – Miete. Da das Syndikat keine Profite erwirtschaftet, bleibt diese jedoch niedrig und deckt ausschließlich die Finanzierungs- und Instandhaltungskosten. Unsere Betriebsräume (Seminarraum, Veranstaltungsraum, Trainingshalle, Proberäume, Ateliers etc.) sind überdies mit einer solidarischen Tarifgestaltung niederschwellig nutzbar.
Wie schafft ihr solidarische Strukturen?
Seit zwei Jahren gestalten wir unsere Wohnmieten über ein solidarisches Bieter*innenverfahren. Dabei zahlen Menschen mit mehr finanziellen Ressourcen einen höheren Beitrag, während jene mit weniger Einkommen entlastet werden. Da dieses Modell für uns alle neu ist, schaffen wir regelmäßig Diskursräume, um gemeinsam zu reflektieren, Erfahrungen zu teilen und das Verfahren weiterzuentwickeln. Unsere Räume stehen für externe Gruppen & Kunstschaffende günstig und niederschwellig zur Verfügung. Ein Teil der Miete aller Nutzer*innen fließt in einen gemeinsamen Solidarfonds aller habiTAT-Projekte. Dieser Fonds ermöglicht es, zukünftige Projekte zu finanzieren und solidarische Lebensformen weiter auszubauen.
Status
das Projekt läuft schon (seit 2019)
Projektgruppe
23 Personen (Stand März 2025)
23 Menschen im Alter von 8 bis Mitte 40 leben hier. Uns verbindet der Wunsch, ein gemeinschaftliches Wohn-, Arbeits- und Kulturprojekt in Wien zu verwirklichen. Unsere Hintergründe sind vielfältig: Wir kommen aus den Bereichen Handwerk, Kunst, Medizin, Biologie, Pädagogik, Gastronomie, Wissenschaft, Sozialarbeit und mehr.
Rechtliche Struktur
Dachorganisation: habiTAT
Um Projekte wie unseres nachhaltig abzusichern, wird das Eigentum eines Grundstücks an eine Firma – eine GmbH – übertragen. Gesellschafter*innen der GmbH sind zu
49% das »habiTaT« als gemeinsamer Dachverband unserer Hausprojekte und zu 51 % der Hausverein der SchloR Nutzer*innen. Durch den Gesellschaftvertrag und den juristischen Körper GmbH haben die Nutzer*innen absolute Autonomie über Nutzung und Selbstverwaltung des Grundstücks. Das gemeinsame »habiTAT« wiederum
sorgt durch ein Veto-Recht als Miteigentümerin dafür, dass ein erneuter Verkauf ausgeschlossen wird und die Immobilie wird so langfristig dem »freien« Immobilienmarkt entzogen. Spekulation wird so verunmöglicht.
Finanzierung
Art der Finanzierung: Direktkredite
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Die Grundlage bildet seit 2015 das Alternativ-Finanzierungsgesetz. Darin werden gesetzliche Anforderungen definiert, die Projekte erfüllen müssen, wenn sie sich von Anleger:innen direkt Geld ausborgen wollen. Wichtig ist vor allem die transparente Darstellung des Projektes und seiner Finanzierung. Konkrete Umsetzungen sind beispielsweise Nachrangdarlehen (wie bei habiTAT) oder der Vermögenspool.
Für Projekte, die an der Krötenwanderung teilnehmen, stellen wir informationen zur Verfügung, welche rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen.
Wir sind überzeugt, dass Alternativ-Finanzierungen Vorteile für alle Beteiligten bringen und dafür sorgen, dass die Beziehung zwischen einander Geld(aus)borgenden mehr auf Augenhöhe kommt. Das ist ein solidarischer Kontrast zum Finanzmarkt mit seiner Schieflage an Macht und dem Fokus aus Geld mehr Geld zu machen.
Vorteile für Anleger:innen: Du wirst nicht nur informiert, sondern kannst dein Geld und den Ort, den es möglich macht, direkt besuchen. Dem ausgeborgten Geld steht bei den meisten Projekten ein realer Gegenwert in Form von Grundstücken und Gebäuden gegenüber.
Vorteile für Projekte und deren Nutzer:innen: Teilhabe und Mitgestaltung ist nicht von finanziellen Vermögen abhängig und der Einfluss von Eigentumsstrukturen auf Entscheidungsprozesse stark reduziert. Das trägt zu geringeren Barrieren für Nutzer:innen bei: z.B.: niedrigere Mieten, keine Finanzierungsbeiträge (Genossenschaftsanteile). Die Auseinandersetzung mit Geld und Privilegien unterstützt den Diskurs über Solidarität.
Das Netzwerk an solidarisch finanzierten Orten soll wachsen. Alle Projekte sind willkommen, die unsere gemeinsamen Grundprinzipien teilen:
- Gemeinschaftlicher Besitz und Nutzung: Durch alternative Finanzierung ermöglichen wir kollektive Formen von Eigentum und Zugang.
- Geteilte Werte: Alle Projekte sind selbstorganisiert, demokratisch, nachhaltig und anti-diskriminatorisch.
- Solidarische Strukturen: Wir setzen uns aktiv mit solidarischen Beiträgen und dem Teilen von Privilegien auseinander.
- Gemeinnützige Freiräume: Unsere Projekte schaffen Räume, die für alle zugänglich sind und weniger ökonomische Hürden haben.
Ihr seid neugierig? Gerne erzählen wir euch mehr wie ihr mitmachen könnt. Schreibt uns an
mitmachen@kroetenwanderung.org
Alle Projekte haben unterschiedliche Vorkehrungen getroffen, um Risiken zu reduzieren. Diese werden in den Info-Materialien beschrieben und auch im persönlichen Austausch erklärt. Meistens stehen Grundstücke und Gebäude mit realem Gegenwert dem geborgten Geld gegenüber. Projekte im habiTAT prüfen ihre Finanzgebarung gegenseitig. Beim vermögenspool-finanzierten Projekt vertritt ein:e Treuhänder:in die Interessen der Anleger:innen.
Darüber hinaus gibt es grundsätzlich auch ein anderes Verständnis von "Sicherheit", die sich von Finanzmärkten unterscheidet: Vertrauen. Projektübergreifend leben wir davon, dass Menschen uns und unserem finanziellen Handeln vertrauen können. Scheitert ein Projekt, steht für uns alle viel auf dem Spiel.
Der einfachste Weg das Risiko zu reduzieren: Teile das Geld auf mehrere Projekte auf oder nutze zuätzlich andere Anlage-Alternativen.
Der Vermögenspool ist eine partizipative Finanzierungsform, die vom Rechtsanwalt Markus Distelberger entwickelt wurde. Dabei fließen die Beiträge von Menschen zusammen, um den Kauf von Grundstücken und Gebäuden, deren Errichtung oder Sanierung, sowie den Bau von Energieanlagen zu finanzieren.
Alle Beteiligten halten den Pool gemeinsam in Fluss. Beiträge können entnommen und neue Anleger:innen eingeladen werden – dadurch wird ein Vermögenskreislauf geschaffen. Ein:e Treuhänder:in verwaltet das Geld und sorgt für die Einhaltung der Verträge. Die Nutzer:innen sorgen dafür, die laufenden Kosten und die Instandhaltung zu finanzieren. Die wichtigen Punkte über den Vermögenspool:
- Vertrag klärt detailliert viele Eventualitäten (>10 Seiten)
- Kreislaufgedanke (Entschuldung nicht Ziel)
- Wertsicherung (=Zinsen an Inflation gekoppelt)
- Grundbücherliche Absicherung
- Einlagen dürfen realen Gegenwert nicht übersteigen (Gutachten von Sachverständigem notwendig
- mehr Bürokratie und höhere Kosten durch Treuhandschaft
- kombinierbar mit Bankkredit (dann ist Vermögenspool nachrangig)
→ Hier findest du mehr Informationen:
www.vermoegenspool.at
Commons und Commoning können neue Impulse für ein selbstbestimmtes & (für-)sorgendes Wirtschaften liefern. Silke Helfrich und David Boiler fassen dies am Beispiel des Miethäusersyndikats treffend zusammen: "Die Ebenen sind so verschachtelt, dass »mein« immer auch »unser« bedeutet und umgekehrt. […] Dies ist Ausdruck einer veränderten Einstellung zum Eigentum, in der es eher um »existentiellen Mit-Besitz« als um »absolute Verfügungsgewalt« geht." →
Was sind Commons?
Alternativ-Finanzierungen ermöglichen, dass Projekte sich Geld, unter klaren Rahmenbedingungen, direkt von Menschen ausborgen können. Am Weitesten verbreitet sind sogenannte qualifizierte Nachrangdarlehen - umgangssprachlich Direktkredite - sowie der Vermögenspool. Beide bringen Nutzer:innen und Geldgeber:innen mehr auf Augenhöhe und haben wichtige Gemeinsamkeiten. Wir sehen in Alternativ-Finanzierungen als einen Teil der Lösung um problematische Dynamiken unseres Finanzsystems zu transformieren:
- Klassischer Besitz schließt viele Menschen von Wohnraum, Land und Freiräumen aus. → Unser Zugang: Solidarische Finanzierung, bei der Nutzer:innen gleichberechtigt über ihre Orte entscheiden – unabhängig von ihrem Kapital und Eigentumsstrukturen.
- Auch nachhaltige Fonds fließt überwiegend in Konzerne mit dem Ziel Gewinn maximieren. Das kann zu beitragen Mietsteigerungen beitragen. → Unser Zugang: Bedürfnisorientierte Konditionen (z.B. wählbare Zinsen), die den Druck auf Immobilien mindern und leistbares Orte ermöglichen.
- Aus Geld soll Verbindung entstehen, nicht Ausgrenzung. → Unser Zugang: Geld und Zinsen fließen direkt zwischen Menschen und Projekten statt an Banken. Ein System auf Basis von Vertrauen, Solidarität und gemeinsamen Werten – nicht auf Rendite!
Große Banken und Finanzmärkte stehen in engem Zusammenhang mit vielen Krisen, die uns umgeben. Noch immer fließt Unmengen an Geld in fossile Energieträger, an Staaten die Menschenrechte verletzen, in die Rüstungsindustrie. Dass es Veränderung braucht, ist Konsens. Gerade bei Geld gibt es eine große Lücke zwischen unseren Werten und unseren Handlungen.
Du willst dich genauer informieren?
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- urgewald: macht die Finanzierung von Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzung durch Analysen sichtbar.
- Reclaim Finance macht Klima-Kampagnen auf internationalen Finanzmärkten mit viel Detailkenntnissen.
- Die Gemeinwohlakademie macht kritische Finanzbildung und versucht Geld gemeinsam zu verstehen.
- Der Global 2000 Banken-Check und BankTrack zeigen, was österreichische Banken finanzieren.
Mit der Krötenwanderung wollen wir hinter die Kulissen schauen und eine weitere Alternative hinzufügen.
habiTAT ist ein Solidarzusammenschluss der sich zur Aufgabe macht, selbstorganisierte, finanziell niederschwellige und sozialgebundene Mietshaus-Projekte in Österreich zu verwirklichen. Als rechtlich angemeldeter Verein – seit Jänner 2014 – arbeitet das habiTAT eng mit dem Mietshäuser Syndikat in Deutschland zusammen, dessen Modell auf die österreichische Rechtsordnung übertragen wurde.
Inklusion, Selbstverwaltung, Solidarität und die Idee des Nutzungseigentums durch Kapitalneutralisierung bilden das Fundament unseres habiTAT-Syndikats. Der Verein will damit günstigen sowie gesunden Wohnraum und Lebensqualität für alle schaffen. habiTAT fördert damit die Verbindung von Wohn-, Kultur- und Lebensraum unter einem Dach. Das Hinterfragen gegebener Strukturen und das selbstverantwortliche “tätig” werden, spiegelt ein Do-It-Yourself-Grundverständnis wider. Damit werden die Prinzipien von Konkurrenz und des unreflektierten Konsums in unserer Gesellschaft in Frage gestellt.
Hier findest du mehr Informationen:
https://habitat.servus.at/?page_id=110
Es gibt auch andere Alternativen Geld sinnvoll unterzubringen - das wollen wir euch nicht verheimlichen:
- Die Genossenschaft für Gemeinwohl bietet Finanzdienstleistungen der Geldwirtschaft für Gemeinwohl. Darunter fällt sowohl ein klassisches Konto - das Gemeinwohlkonto in Kooperation mit dem Raiffeisenbank Gunskirchen als auch eine Crowd-Funding Plattform für Gemeinwohl-Projekte.
- Auf der Crowd-Funding-Plattform Klimja findet ihr unterschiedliche ökologische und soziale Projekte mit einem Schwerpunkt auf erneuerbare Energie in Ländern des Südens.
- Schau dich in deiner Umgebung um: vielleicht findest du Bürger:innen-Beteilungen für Erneuerbare oder ähnliche Möglichkeiten dein Geld im direkten Umfeld anzulegen.
- In Deutschland und der Schweiz ist das Angebot an nachhaltigkeitsorientierten Banken größer (u.a. GLS Bank, Ethikbank, Triodos Bank, Umweltbank und Alternative Bank Schweiz)
Du fragt dich was ist der Unterschied zu anderen sinnvollen Anlageformen ist? Die Krötenwanderung konzentriert sich auf Projekte, bei denen der gemeinschaftliche Gedanke im Vordergrund steht: das heißt Selbstorganisation, demokratische Entscheidungsprozesse und kollektive Eigentumsformen. Wichtiger Bestandteil ist auch die Auseinandersetzung mit der Frage was Solidarität im gemeinsam Tun bedeutet und wie die Projekte als Freiräume zugänglich für viele Menschen sein können. --> Erfahren mehr bei welche Werte uns verbinden.
Bei Direktkrediten, eine vereinfachte Bezeichnung für den rechtlichen Begriff "qualifizierte Nachrangdarlehen", wird direkt zwischen Projekten und Geldgebenden ein simpler Vertrag abgeschlossen. Nachrang bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz zuerst Banken oder Kreditinstitute ausbezahlt werden. Bei den meisten Projekten steht mit Liegenschaften ein realer Wert den Krediten gegenüber.
In Österreich hat habiTAT die Idee und das Modell des Mietshäuser Syndikat aus Deutschland übernommen. Dabei spielen Nachrangdarlehen eine wichtige Rolle für die Finanzierung. Die Mieteinnahmen werden für den Erhalt des Hauses, die Tilgung der Kredite sowie einen projektübergreifenden Solidartopf verwendet. Die wichtigen Punkte über Nachrangdarlehen (Direktkredite) zusammengefasst:
- einfacher Vertrag (2 Seiten)
- Zinsen (häufig zwischen 0-2%)
- kaum Bürokratie und Kosten
- kombinierbar mit Bankkredit (Direktkredite = Eigenmittelanteil)
- größere Flexibilität bei Finanzierungsvolumen
- habiTAT: Wiederverkaufsverbot (Dekommodifizierung) und Solidaritätspot für neue Projekt
→ Mehr Informationen findet ihr unter:
https://habitat.servus.at/ .